Monsterswings

Urlaubszeit und pokerfrei, so muss das.

Ich hatte gestern den besten Surf-Tag meines Lebens. Der Wind war offshore (ablandig), d.h. die Wellen brechen höher und schön hohl, der swell (das ist die grundsätzliche Wellenhöhe/die Dünung, die vom Atlantik auf die Küste donnert) war so um die 9 ft (2.70 m) und die Strömung war auch nicht so stark. Dazu noch ein Wochentag, d.h. der Strand war nicht crowded (= wenige surfer im Wasser) und die locals (= die ortsansässigen, touristenagressiven Sufer) waren arbeiten :-)

Am Spot (= Strand, wo man surft), einem Beachbreack (= Sandstrand) wird erstmal geprüft, wie man am besten den line-up erreicht. (Also der Ort, wo sich die Surfer sammeln, um auf die Welle zu warten.

Dann paddelt man los und versucht so schnell wie möglich ins line-up zu kommen, teilweise muss man sich dabei durchs Weißwasser (=da wo die Wellen brechen) kämpfen und auch schon mal einen duck dive anwenden. (=Technik, um unter der Welle hindurchzutauchen). Dann heißt es warten...wobei man immer wieder gegen die Strömung paddeln muss, da man sonst in den Schwimmer-Bereich getrieben wird, was die französischen Bademeister Rettungsschwimmer mit strengen Trillerpfeifen und wildem Flossenschwenken bestrafen.

Je nach Wellenlage bekommt man jetzt früher oder später eine passende Welle. D.h. man hat die Chance, die Welle an dem Punkt zu erwischen, so dass man sie abfahren kann. Das gelingt Könnern (=Einheimischen) wesentlich leichter als Anfängern (=Touristen=Bonushure).

An diesem Tag passte allerdings alles. Ich war gerade im line-up angekommen und bereitete mich auf das übliche Warten vor, da kam sie auch schon. Meine Urlaubswelle. Dazu muss man wissen, dass man teilweise stundenlang, tagelang auf dem Brett hängt, ohne eine wirklich interessante Welle abzubekommen. Und hier war sie: Sauhoch, so dass es mir ganz schön bischen mulmig wurde, zudem kein andere Surfer in der Nähe, der Sie mir streitig machen konnte. Also Board Richtung Strand gedreht, zwei drei kräftige Paddler und ab in den Drop (=der Einstieg in die Welle). Man kann es ein wenig mit Snowboarden vergleichen, allerdings viel steiler, brutaler und heftiger. Eher snowboarden vor einer Lawine. Die Welle bricht dann irgendwann, in diesem Falle sogar ein bischen hollow (=hohl), so dass man gebarrelt wird (=man gleitet durch diese Röhre).
In diesem Falle ging das gefühlte 30 Sekunden, in Wirklichkeit sind es nur wenige Sekunden, die Intensität lässt das ganze aber wesentlich länger erscheinen.
Dann kommt der Close Out, d.h. die Welle bricht. In meinem Falle kam der Close out nicht nur von hinten, sondern auch noch von vorne. Ein Wipe-Out (Sturz vom Brett) mit anschließendem Waschgang und gewaltigem Luftanhalten Luftknappheit droht! In diesem Moment pisst man sich schon fast in die Hose vor Angst. Einzige Möglichkeit - man ändert die Fahrtrichtung von parallel zum Strand auf frontal zum Strand. Also das Brett kurz vorm Zusammenprall der beiden Close-Outs Richtung Strand gerissen und darauf gehofft, dass man irgendwie vor das Weißwasser kommt. YES- hat geklappt! Jetzt kommt der zweite Teil der Fahrt: Man saust einfach gerade auf den Strand zu, das schäumende Weißwasser treibt einen ganz alleine an. Viele brechen diese Weißwasserfahrt ab, um so schneller wider ins line-up zu kommen. Mir war es egal, diese Welle wollte ich bis zum Strand bringen.

Dort angekommen, erstmal zu den Kumpels - Bier aufgemacht und von meiner Großtat erzählt :-)

Das Leben kann schön sein.




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