Poker als Beruf - frohes Neues und gute Vorsätze

Bonushuren,

frohes neues Jahr wünsche ich allen und viel Glück... ääääh Erfolg beim Pokern. Der ein oder andere wird ja mit Sicherheit ein paar gute "Poker-Vorsätze" für dieses Jahr haben. Und dementsprechend wird es auch wieder den ein oder anderen geben, der von einer Karriere als Profipokerspieler träumt.

Ich habe bereits vor einiger Zeit zum Thema "Poker als Beruf" einen Post verfasst, in dem anschließend in den Kommentaren ordentlich gedisst wurde.

Die Fragestellung lautet also: "Lohnt sich Poker?" Um alle mir wichtigen Aspekte zu beleuchten, werde ich die Frage "Lohnt sich Poker" ein wenig differenzieren:

Fragestellung 1: Lohnt sich Internet-Poker für mathematisch begabte, Computerspielaffine, fleißige und disziplinierte I-Net Junkies.

Kurze Antwort: Ja- ich denke schon, dass man bei hoher mathematischer Intelligenz , Ehrgeiz, Disziplin und Tiltresistenz vom Pokern leben kann. Ich möchte kurz auf die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen eingehen:
  • Mathematik/ Wahrscheinlichkeitsrechnung: Ist Euer Grundwerkzeug. Viele machen meines Erachtens den Fehler und unterschätzen die Bedeutung der absolut korrekten und genauen Wahrscheinlichkeitsrechnung fürs Spiel.
  • Pokerkonzepte und Pokertheorien: Riesengroßes Gebiet, hier muss man immer am Ball bleiben.
  • Computerspielaffinität: Ein weiterer wichtiger Faktor. Wenn Ihr langfristig davon leben wollt, müsst Ihr an mehreren Tischen online spielen. Vielspieler haben bis zu 20 Tische gleichzeitig auf. Aber selbst wenn es nur 4 Tische sind - darunter ist es m.E. schwierig auf die notwendigen Hände zu kommen. (Es sei denn, Ihr sei winning Player auf den Skyhigh Limits.) Es ist ein ständiges Treffen von Entscheidungen im Kopf, die über Eure Maus übertragen werden müssen. Das ist sauschwer, nicht unterschätzen! Ich bin ja einer der älteren hier und weiß wovon ich rede. Eddy Scharf hat irgendwo mal geschrieben, mehr als zwei Tische kann er gar nicht.
  • Ehrgeiz und Disziplin: Wer denkt, er kann mal eben 2 Stunden am Tage an 10 Tischen zocken and that´s it, wird scheitern. Permanente Weiterbildung in der Pokertheorie und bezüglich des sich verändernden Spielerverhaltens ist angesagt. Zudem muss man sich auf dem Laufenden halten bezüglich rakebackangeboten, Promotions etc.
  • Internet- und Computeraffinität: Handmining, Pokertracker/ Holdemmanager installieren, Buy In Scripte, angepasste Layouts, mehrere Bildschirme am PC installieren. Stabiler, am besten doppelt abgestützter Internetzugang. Wer jetzt denkt, das brauch er nicht, hat schon verloren. Ihr müsst Euch mit solchen Dingen auskennen, um das Optimum rauszuholen.
  • Tiltresistenz: Ihr könnt der beste und begabteste Spieler des Planeten sein. Wenn Ihr Euch bei einem 30 Stack downswing nicht im Griff habt, werdet ihr arm wie eine Kirchenmaus sein. Die mathematische Varianz schlägt so brutal zu, dass man ganz schnell den Glauben an die eigenen Pokerkünste verliert, falsche Entscheidungen trifft und hier und da einfach ein paar Dollar verschenkt. Das summiert sich, also aufpassen.
Das sind für mich die grundlegenden Eigenschaften, die Ihr als Pokerprofi mitbringen solltet und es kommen wahrscheinlich noch viele weitere dazu. Und ich glaube, dass können einfach nur wenige Menschen. Aber - falls das alles auf Euch zutrifft: Willkommen im Gelddruck-Paradies!

Fragestellung 2: Lohnt sich Internet-Poker für den halbwegs intelligente Zocker, der von obigen Dingen durchaus schonmal gehört hat, aber es nicht vermag, dies  über einen längeren Zeitraum einzusetzen.

Hier gebe ich differenzierte Antworten:
  1. Langfristig davon leben: Nein (Gründe sieht oben :-))
  2. Kurzfristig etwas damit finanzieren und sich einen Wunsch bis. ca. 2000 Euro erfüllen: Ja. Meines Erachtens ist das konsequente Aussnutzen von Bonusangeboten der einzige Weg, um auf der sicheren Seite zu sein. Ich predige das seid Jahren und es hat in meinen Augen nichts an Relevanz verloren.
  3. In unregelmäßigen Abständen ein kleines Zubrot von $100 - $200 verdienen: Ja. Man erhält so viele kleinere freecash Angebote und Teilnahme an xyz Freerolls: Ab und zu fällt da einfach zufallsprinzipbedingt auch ein Gewinn ab.
Nehmen wir mal an, ihr gehört zur Gruppe der ewigen EV+ Spieler. D.h. ihr verdient kontinuierlich Geld mit Pokern. Dann muss man sich natürlich die Frage stellen, wie hoch ist Euer monatlicher Gewinn? Was braucht man monatlich zum leben? Nun, bei diesen Fragestellungen nehme ich mal an, dass man ja nicht Pokerprofi wird, um sich irgendwie über Wasser zu halten, sondern dass man schon halbwegs gut leben möchte. Dazu eine Beispielrechnung, die ich hier aus einem anderen Post reinkopiere:

"Irgendeiner hat hier mal auf dem Blog kommentiert, 3000 Euro (Brutto) würden locker als Profi ausreichen.
Da lach ich mich kaputt: Ich zähle mal auf, was man so als Familienvater mit zwei Kindern davon berappen müsste:
- Wohnung: Nunja, sagen wir mal Ihr wohnt in einer größeren Stadt bescheiden in einer Vierzimmerwohnung in einer nicht so einer feinen Gegend und spart ordentlich beim Strom und den Heizkosten. --> 800/ Monat Euro warm
- Auto: Braucht man natürlich nicht, aber ich unterstelle mal einen preiswerten japanischen Kombi, der niemals einer Reperatur bedarf --> 200 Euro/ Monat
- Krankenversicherung: Tja, jetzt wirds leider teuer. Euch selbst/ Eure Kinder müsst Ihr als Pokerprofi privat versichern lassen. Wenn man 20 Jahre ist, kostet das nix. Wenn man 35 Jahre ist, kostet das locker 600 Euro im Monat. Und mit Euren 3000 Euro seid Ihr noch gar nicht in der Liga, wo die privaten Krankenversicherer einen akzeptieren. Also, wie wollt Ihr Euch krankenversichern?
Bleibt also nur der Umweg, dass Ihr einen zweiten (Halbtags)-Job habt, um diesen Aspekt zu gewährleisten. Die Zeit fehlt Euch zum pokern.
- Essen, Kleidung, Urlaub: Na OK, Ihr geht zum Aldi und zu H&M, im Urlaub wird gezeltet --> 400 Euro im Monat.
- Rente: Damit Ihr nachher im Alter auch noch was anständiges zu fressen habt, solltet Ihr schon 200 Euro im Monat weglegen.
- Berufsunfähigkeit: Setze ich mal mit 50 Euro an
- Telefon, Internet: 19.99 Euro (Spartarif!). Ihr solltet aber zur Sicherheit nen zweiten I-Net Anbieter haben, um bei conloss eine schnelle Alternative zu haben.
- Lebensversicherung usw. verzichtet ihr drauf. Wenn Ihr Hops geht, haben alle andern Pech.
- Kindergartenbeitrag: Da Ihr ja eh nix als Einkommen angebt- wird das von Vater Staat übernommen. Frage mich zwar, wie Ihr das hinbekommen wollt, aber egal...
Seid Ihr sicher, dass ihr mit 3000 Brutto hinkommt? Wovon wollt Ihr leben?"

Fazit: Poker lohnt sich für den durchschnittlich intelligenten Internetjunkie. Allerdings nur durch das konsequente Ausnutzen von rakeback, Bonusangeboten und Freecashes. Leben kann man davon nicht.
Also steckt Eure Energie lieber in eine gescheite Ausbildung, Studium oder in reiche Frauen/Männer!

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7 Kommentare:

  1. Du bekommst in D keine Berufsunfähigkeitsversicherung als Pokerspieler. Hab ich schon abgeklärt ;-)

    Für 3000€ im Monat tut sich das keiner an. Müssen imo 10k€+ pro Monat sein, dass sich das lohnt. Mit RB als Midstackspieler (NL400+) kann man das aber erreichen.

    Imo muss! man jedes Jahr mind. 100k€ auf die Seite legen.

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  2. Ai, da geb ich Dir im Prinzip Recht. Mir gehts eher darum, die ganzen Möchtegerns vor schlimmeren Schaden zu bewahren :-)

    Aber 100 K auf die Seite legen? Das ist doch was für die ganz großen Jungs. Wieviele davon gibt es wohl? Und gibt es darunter noch den Wald und Wiesen Profi, der vielleicht ein bisschen weniger hat aber immer noch ganz gut lebt?

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  3. Hallo,

    also vor 5-6 Jahren als die durchschnittliche Stärke der Nl2k Spieler bei der eines heutigen Nl25-50 Spielers lag, konnte man sicher sehr gut von dem Kram leben.
    Aber heute wo man schon Schwierigkeiten hat bei Nl50 gute Winnings zu erzielen, bezweifel ich, dass es viele geben wird die richtig gut leben können.
    Das Problem ist doch einfach, dass meiner Meinung nach die Leistungsdichte durch alle Pokerschulen, Pokerbücher und Videos extrem zugenommen hat. Vielleicht geht es auch nur mir so?!
    Mittlerweile hat auch der letzte Verstanden was es mit Potodds oop-Spiel und co. auf sich hat.
    Ich mache zwar stetig gewinne auf den Nl25-50 Tischen, aber die winnings sind deutlich bergab gegangen. Leben könnte ich davon lange nicht.
    Selbst die Besten werden es immer schwerer haben.
    An der Entwicklung der letzten 5-6 Jahren kann man nur erahnen wie das ganze in weiteren 6 Jahren aussieht. Eins ist ja klar, umso mehr gute Spieler, desto mehr schwache Spieler werden abgeschreckt, da es auch für sie immer schwieriger wird irgendwas zu reißen. Somit wird es wohl ein ziemlich großes Haifischbecken geben. Aus dem ich lieber fürher als spät raussteige.
    Blieben evtl. noch mtts. Diese sind gerade bei anfängern sehr beliebt, weil man da mit wenig Geld scheinbar viel Geld gewinnen kann.
    Wenn da nicht die unsagbar große Varianz wäre. Ich meine man wird in seinem Leben nicht an genug Major final tables sitzen um das wirklich komplett ausgleichen zu können.
    Also was bleibt?

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  4. Also Bonushürchen, manoman da musste ja wieder was raushauen hier.

    Ich bin sozusagen "Profi" seit 2 Monaten, spiele aber wie du weisst wohl mittlerweile wohl so 4 Jahre oder so. Egal tut wenig zur Sache nur will ich hier mal die andere Seite verteidigen:

    Wenn du hier ne Rechnung aufstellst mit Kindern solltest du idR auch ein Gehalt der Frau einrechnen, wenn man Kinderbetreuung hat und selber zuhause ist (vor PC) kann die Frau vollzeit arbeiten.

    Die Krankenversicherung (privat) nimmt jeden - hauptsache du kannst die Police bezahlen. Gehen wir mal von keiner schlimmen Vorerkrankung aus.

    Altersvorsorge: wichtiger Punkt - sollte man nicht unterschätzen besonders da man in die gesetzliche nicht einzahlt.

    Ich denke auch man sollte mehr als nur "leben" können von dem was man als Pokerprofi verdient, gerade im Hinblick auf die Zukunftsaussichten. Aber jetzt vergleich das mal mit anderen selbstständigen Jobs, z.B. dem selbstständigen Paketausfahrer oder einem Mietkoch usw.! Die haben alle die gleichen Kosten kommen aber niemals auch nur anähernd an 3000,- monatlich!

    Grüße
    Luckydealer

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  5. Wirklich guter Artikel, aber leider hab' ich von Poker gar keine Ahnung.

    Jedoch gebe ich Dir zu 100% recht, es ist eigentlich unmoeglich mit Bonusen, Wetten, etc. ein gutes Einkommen zu erzielen, jedoch mit der Hoffnung der Leute auf einen schnellen Gewinn kann man wohl Geld machen - also als Buchmacher, Wettboerse, eine der vielen Webseiten, die sich mit diesem Thema beschaeftigen, Softwareentwickler fuer die Bots... aber wohl kaum die vielen Millionen Menschen, die spielen.

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  6. Ich finde dein Blogeinträge immer supi und vorallem deine leicht zynische, sarkastische Sicht- und Ausdrucksweise gefällt mir Bonushure :-)
    Weiter so

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  7. Hallo,

    ich verdiene aktuell ebenso wie Luckydealer meine Brötchen mit Pokern.
    Pokern tu ich seit 4-5 Jahren, die letzten beiden hab ichs intensiviert.

    Spezialisiert hab ich mich auf Turbo-SnG´s & -Turniere.
    Selten Deepstack Turniere meistens einfach Grinden.

    Im Cashgame schlage ich zwar 25/50, habe aber keine geduld und steige zu früh in den Limits und verliere insgesamt mehr als ich gewinne.

    Spiele 4-5 Stunden am Tag 4-5Tage die Woche. Also 80Std./Monat.

    Natürlich müsste ich, wenn ich eine Familie hätte einiges mehr einspielen aber aktuell komme ich auf ca. 2000$ und das reicht (sicherlich auch, weil meine Freundin ihr eigenes Geld verdient und keiner den anderen aushalten muss).
    Dazu hab ich noch nen Nebenjob.

    Mir ist natürlich bewusst, dass ich höchstwahrsch.nicht mein Leben lang vom Pokern leben kann aber es ist aktuell das Beste, was ich mir vorstellen kann!
    "Einfaches" Geld für mein Hobbie.
    Es ist fast so, als ob ich meinen Kindheitstraum Fussballprofi etwas abgewandelt leben würde ;)

    Ähnlich wie beim Fussballprofi ist die Pokerprofi-Karriere aber irgendwann vorbei.
    Sei es dadurch, dass die anderen besser spielen - man selber schlechter wird - die Gesetzeslage es verbietet - der Rake steigt...
    Mir fallen leider genug potentielle Gründe ein.

    Deshalb sollten wir Bonushuren & Fischesser die Zeit genießen, die uns bleibt!

    Gruß C

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