hochqualitativer Content bei der alten Bonushure:
Short Stack Strategy (SSS) für Fortgeschrittene
Als Bonushure ist die SSS der schnellste und sicherste Weg, einen Bonus zu clearen. Im Lauf meiner Bonusjägerkarriere habe ich allerdings ein paar Anpassungen vorgenommen, die ich mit Euch teilen und auch diskutieren möchte.
Annahme:
1. Mittlerweile haben auch die absoluten Vollfische begriffen, dass man bei der Auswahl seiner Starthände selektiv sein sollte.
2. Ein Teil der Spieler kennt die Shortstackstrategie bzw. spielt selbst danach
Diesen beiden Umstände machen wir uns zu Nutze.
Womit wir schon beim ersten Punkt wären: Der Artikel ist für Fortgeschrittene! Probiert die folgenden Empfehlungen nicht aus, wenn Ihr Euch bei der traditionellen SSS noch nicht hundertprozentig sicher seid. D.h. Ihr beherrscht die Grundlagen im Schlaf und seid bereits durch die tiefen Downswingtäler gewandert, die auch diese Strategie hinterlässt. Ihr solltet einigermaßen Tilt-resistent sein. Als Short Stack Spezialist muss man nämlich vor allem eine Tugend mitbringen: Demut. Es ist einfach so, dass Ihr die Hälfte Eurer Coinflips verliert. Und Coinflips sind nunmal ein elementarer Bestandteil der SSS.
Das Konzept:
Die inhaltliche Erweiterung der SSS ist relativ einfach beschrieben: Texas Holdem ist ein Kampf um die Blinds und bei der traditionellen SSS kommt dieser Kampf zu kurz. Mein erweitertes Konzept der SSS beruht also darauf, oft die Blinds zu klauen. Der Grundgedanke dahinter ist folgender. Mittlerweile kennt jeder Vollhonk die SSS und das gilt es auszunutzen. Wenn jemand mit relativ kleinem Stack einen raise ansetzt, sind sich sehr viele Spieler darüber bewusst, dass ein SSS Spieler am Tisch sitzt. Sie erwarten von uns eine starke Hand --> Oft werden sie deshalb folden.
Mathematische Grundlage:
Wenn Euer Blind-Steal bei einem Standard- vierfach big blind raise durchschnittlich bei ca. 2,5 von 4 Versuchen klappt, seid ihr automatisch schon im Gewinner- Bereich.
Auswahl des Pokerraums:
Wie oben bereits erwähnt müsst Ihr bei ca. 2,5 von 4 Versuchen erfolgreich blinds stehlen. Das ist bei den ultratighten Pokerstars und Partypoker Limits durchaus realistisch. Auf Everest Poker bspw. funktioniert diese Strategie allerdings weniger gut. Guckt Euch bei dem Pokeranbieter Eurer Wahl einfach die Players/Flop Rate in der Lobby an. Bei einer Players/Flop Rate größer 30% solltet Ihr die Strategie nicht anwenden.
Anwendung:
1. Wie oft: Versucht in mindestens jeder zweite Runde einmal die Blinds zu klauen.
2. Position: Je später je besser, d.h. aber nicht, dass Ihr unbedingt im Button sitzen müsst. Middle Position ist genauso gut.
3. Auswahl geeigneter Spots: Wichtig ist, dass maximal ein limper vor Euch in die Hand eingestiegen ist. (Am besten einer von diesen Set-Minern, d.h. Big Stack Strategie Spielern, die mit Pocket Pairs auf den Drilling hoffen. Diese Jungs vertreibt Ihr mit einem Raise immer !
4. Auswahl der Starthände: Hier gibt es ganz eine weite Range. Eigentlich ist die Starthand egal, wir wollen ja nur die Blinds klauen. Trotzdem sollte man mit 7 2 off am Button den Steal sein lassen. Sämtliche Connectors, two gappers und Bildkarten mit suited Beikarte sind aber locker drin. Feel free to experiment.
5. Laydown Fähigkeit notwendig: Es soll vorkommen, dass der Gegner Euren raise und evtl auch die Contibet locker mitgeht. In dem Fall habt Ihr bereits die Hälfte Eures Short Stacks im Pot. Trotzdem ist es wichtig, dass Ihr jetzt nicht mehr nachlegt. In der Regel seid Ihr geschlagen, also fold. Da die Gegner diese Fold sofort registrieren mach ich oftmals auch folgendes: Einfach den timer runterlaufen lassen und auf autofold warten, dann sieht es so aus, als wäret Ihr disconnected, beschäftigt oder sonstwas. Bei manchen Anbieten gibt es sogar eine Disconnect Schutz, der Euch mit dem aktuellen Pot All In gehen lässt. Nicht die feine englische Art, aber man muss nehmen, was man kriegt.
6. Das Blind klauen nicht übertreiben: Angenommen, Ihr habt bereits ein paar mal die Blinds abgeräumt, macht einfach mal zwei Runden Klaupause. Das tighte Image gilt es zu bewahren!
Verschiedene Anwendungsfälle:
1. Gegner callt euren preflop raise, Ihr verfehlt den Flop. Wenn Ihr dann Position habt und der Gegner nicht setzt, kommt die Contibet mit 2/3 Potgröße zum Einsatz. Das reicht in der Mehrzahl der Fälle !
Falls der Gegner Eure Contibet callt oder Euch gar checkraised --> Vergesst die Hand und verabschiedet Euch von der Hälfte Eures Shortstacks und reloaded.
2. Gegner raist Euren Stealversuch --> Fold, hier habt Ihr nichts mehr zu suchen.
3. Gegner foldet auf Euren Stealversuch --> Alles Palletti, so solls sein!
Vorteile:
- Falls der Gegner doch mal callt habt Ihr zusätzlich die Chance auf dem Flop zu treffen oder den Gegner mit einer Contibet zur Aufgabe zu zwingen.
- Wenn Ihr länger an einem Tisch sitzt, wird der ein oder andere Gegner natürlich auf Eure loose Strategie aufmerksam. In dieser Gefahr liegt auch gleichzeitig eine Chance. Solltet Ihr tatsächlich mal ein starkes Blatt haben, bekommt Ihr öfters einen Caller. Ich mache es immer so, dass ich am Anfang verhältnismäßig loose am Tisch spiele - die Gegner geben mir durch den kleinen Stack automatisch ein tightes image. Mit zunehmender Spieldauer werde ich immer tighter. Irgendwann kommt schon der richtige Moment.
- Dadurch, dass Ihr oft die Blinds klaut, müsst Ihr seltener die lästigen kleinen Reloads vornehmen
- und nicht zuletzt: Man spielt mehr Hände = mehr Spaß
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einige "set-miners" die du ansprichst gehen aber relativ oft mit, und nennen das ganze "call for set value" (obwohl sie die implied odds ja aufgrund deines kleinen stacks gar nicht haben, aber auf den kleineren limits wissen das eher wenige)
AntwortenLöschenich würde sagen (bei dieser strategie) fold nach open-limp
"fold nach open-limp" würde ich nur machen wenn ich jmd. in verdacht habe auf set value einen raise zu callen :) ansonsten ist an vielen tischen ein raise eines Shorties schon recht viel Wert. Die meisten Mid-stacks ziehen oft den Schwanz ein und nur die loosen Big-stacks callen und folden dann auf ne contibet.
AntwortenLöschen@Bonushure: Guter Ansatz werde das beim nächsten Bonus mal austesten :) mal sehen mit welcher Handrange ich das mache, Any2 wird es bei mir wohl nicht werden *g* aber bei ca. 40% der Hände ist das sicher schon gut
Gute Pokerspieler zeichnen sich v.a. dadurch aus, dass sie sich ständig weiter entwickeln. Dieser Blogeintrag zeigt genau, wie dies getan werden sollte:
AntwortenLöschenWurde die SSS deshalb entwickelt, weil die Leute keinen Respekt vor den Shorties zeigten, ist nun oft genau das Gegenteil der Fall, dass die Gegner nun immer eine starke Hand erwarten (bis sie eines besseren belehrt werden). Der gute Pokerspieler erkennt dies und macht es sich zu Nutzen.
Very nice!
Danke für das Feedback.
AntwortenLöschen@alex: Ja stimmt für kleinerer Limits und loose Gegner. Ich spreche hier aber von meinem Bonushurenlimit NL 100. Und Setminer kennen m.E. definitiv die odds. Ich bleibe dabei, ein limper ist zu verkraften und wird sich oft genug verabschieden. Zumal ich dann oft genug 2,5 statt 1,5 Big Blinds abkassiere.
@jan: "fold nach open limit" kommt evtl auch bei einem anderen Shorty in Betracht, der z.B. hohe Paare evtl. slowplayed
@tiltshark: Exakt das ist der Gedankengang dahinter!